Ich habe lange gezögert, ob ich überhaupt einen Post zu dem Thema schreiben soll, aber meine jüngsten Erfahrungen haben mich doch veranlasst, ein paar Worte über die scheinbar deutlich sinkende Qualität bei der Firma Märklin zu schreiben und zu teilen.
Generell: seit über 30 Jahren bin ich Kunde bei Märklin. Selten hatte ich Grund zur Klage. Ich betreibe eine Sammlung von Modellen aus dem Bereich Deutschland und Schweiz der Epoche III bis VI auf Wechselstrom, es bedarf hier auch keiner Diskussion, das ist natürlich gewachsen, so etwas stellt man nicht einfach auf Gleichstrom um.
Es gibt seit geraumer Zeit immer wieder Diskussionen, teils polemisch, teils aber auch recht sachlich, über diverse Qualitätsmängel bei Märklin. Ich habe das lange Zeit sehr amüsiert verfolgt, vielleicht auch teilweise recht überheblich in den Foren kommentiert, auch, weil ich nie Probleme hatte. Alle Modelle, die ich mir gekauft habe, waren nach meinem Anspruch einwandfrei und ich war bereit, diese für den aufgerufenen Preis zu akzeptieren. Märklin war nie dafür bekannt, die am feinsten detaillierten Großserienmodelle am Markt zuhaben. Aber die hatten immer ein paar Vorteile auf ihrer Seite: Metallgehäuse, solide Technik und eine fast unverwüstliche Qualität, dafür war man auch gerne bereit, mal auf ein noch so filigranes Detail zu verzichten, zumindest ich war dazu bereit, aber ich bin auch scheinbar deutlich weniger anspruchsvoll, als die gemeine Internet-Community, die bei Märklin kauft.
Wie kommt es, dass selbst ein relativ unkritischer Kunde des Hauses Märklin einen solchen Post verfasst? Die Antwort ist: Frust. Auch mich hat mittlerweile die phasenweise schlampige Qualität von Märklin zermürbt. Was ist passiert?
In den letzten beiden Jahren kaufte ich viele Wagen-Sets. Leider kann man sich nicht mehr darauf verlassen, dass in einem Wagen-Set drin ist, was Märklin verspricht. Überprüft bitte jedes Wagen-Set, das ihr kauft, besonders Wagen-Sets, deren Zusammenstellung optisch vermeintlich identische Wagen beinhaltet, sieht man doch nicht so schnell auf den ersten Blick den Fehler.
Mir ist es in den letzten zwei Jahren nun zweimal Mal passiert, dass Wagen-Sets nicht korrekt zusammengestellt waren im Auslieferungszustsand, d.h. dass ein Wagen z.B. doppelt im Set vorhanden war, ein anderer Wagen dafür fehlte. In beiden Fällen waren es Wagen, bei denen es aufgrund des Bautyps bei einer ersten Sichtungsprüfung nicht auffällt, sondern erst, wenn man anfängt, z.B. die Details in die Datenbank zu übernehmen und die Betriebsnummern näher anschaut. Betroffen in meinem Fall die Wagen-Sets Märklin 43947 (Euro-Express) und noch ärgerlicher, das Insider-Wagen-Set 41327 zum VT 92.5. In beiden Fällen konnte eine Lösung gefunden werden, doch warum muss man überhaupt eine Lösung finden?
Den Fass den Boden hat dann am Anfang der Woche die Lieferung eines Märklin Klassikers (und auch als solcher beworben) ausgeschlagen: ich bekam die V 200.0 aus der Klassiker-Reihe von Märklin mit der Artikelnummer 37806, die prinzipiell wahrscheinlich beste V 200, die Märklin je gebaut haben. Die Lackierung ist top, ein neu gestalteter Maschinenraum, zahlreiche digitale Zusatzfeatures und ein recht ansprechend gestalteter Führerstand, zusammen mit der Umrüstung der Lok auf den Mittelmotor mit Kardanantrieb machen auf dem Papier ein Schmuckstück aus der Lok. Man freut sich und bekommt dies:
Ja, es handelt nur um eine abgefallene Drehgestellblende, und ja, das kann man zu Hause selber korrigieren (was ich auch getan habe, wobei ich Glück hatte, dass nicht alle Kunststoffstifte der Blende abgebrochen waren). Aber bitte was soll ich davon halten? Keines der Modelle war wirklich günstig, dass man aufgrund des Preises über solche “Lappalien” hinwegsehen kann. Was ist mit der viel beschworenen Endkontrolle in Göppingen, die gerne mal im hauseigenen YouTube-Channel wird hochleben gelassen? Wie können solche Modelle das Werk überhaupt verlassen? Mittlerweile ist man froh, wenn schon alle Achsen eines Wagens korrekt montiert sind. Ein Modell, das beim Auspacken auseinanderhält geht für eine UVP von 329 EUR gar nicht.
Ich habe noch einige Vorbestellungen bei Märklin offen und habe immer den Gedanken gehabt, dass die “Foren-Meckerer” ein übertriebenes Anspruchsdenken haben, und übertriebenenere Ansprüche stellen, als ich, der ich Pseudosammler und Teppichbahner bin. Seit dieser Woche setzt auch bei mir ein Umdenken ein. Jedes neue Märklin-Modell wird sehr fein säuberlich auf Mängel untersucht und reklamiert. Strafe muss sein, bei den aufgerufenen Preisen erwarte ich auch mangelfreie Ware beim Auspacken. Man kann auch dem Händler eine Teilschuld geben, warum er keine Kontrolle macht und so etwas rausgibt. Aber wenn das, was die Händler passiert, schon solche Mängel aufweist, warum erreicht so etwas überhaupt den Händler? Fragen, die Märklin sehr schnell beantworten sollte.
Man kann immer behaupten, das sich die Fehlerquote bei mir persönlich in Grenzen hält, aber wenn sie bei mir schon ein Schmerzlimit erreicht, sollte es beim Hersteller Zeit zum Handeln sein.